Im Duden wird das Wort Rudel wie folgt definiert: „Gruppe wild lebender Säugetiere der gleichen Art [die sich für eine bestimmte Zeit zusammengeschlossen haben]“.
In meiner letzten Kolumne habe ich erwähnt, dass ich uns, die österreichischen Möbler, zum Rudel zusammenrufen möchte. Es ist an der Zeit, dass wir eine Gemeinschaft bilden, die ihre Stimme erhebt, sich Gehör verschafft und so manches zu ihrem eigenen Wohlergehen positiv verändert.
Es zählt jeder von uns.
Jeder einzelne ist wichtig, notwendig und ein Teil des großen Ganzen.
Diesbezüglich habe ich Gerhard Habliczek und sein Team um eine Plattform gebeten, die eure Stimme sichtbar und erlebbar macht. Ich danke ihm von Herzen, dass er dies ermöglicht.
Ich werde in jeder Kolumne ein Thema ansprechen, meine persönliche Einschätzung benennen und Fragen stellen, wie es euch damit geht, wie ihr es löst, was ihr brauchen würdet, damit der Arbeitsalltag für euch etwas
einfacher wäre, etc.
Ich bitte euch kommentiert was das Zeug hält, liked die Beiträge oder schickt böse Smileys wenn euch eine Kolumne nicht gefällt.
Erhebt eure Stimme!
Die Resultate werden in der darauffolgenden Ausgabe des wohninsider wiedergegeben und sollen natürlich auch an Politik und Wirtschaftsvertreter weitergetragen werden.
Unsere Stimmen sollen nicht im Erdboden versiegen, sie sollen bewegen und unser Berufsleben einfacher gestalten. Es liegt an uns, die Dinge ins Rollen zu bringen und hier ist der Startschuss dazu.
Insofern, los geht’s:
Wenn die jungen Wölfe ihre eigenen Regeln aufstellen
Der Begriff des Rudels aus der Tierwelt findet sich analog in vielen Bereichen des Menschen wieder, so auch in der Arbeitswelt und wird hier meist als Team bezeichnet, als Gruppe von Personen, die gemeinsam an einer Aufgabe arbeiten. Während diese Teamarbeit all die Jahre über stets gut funktioniert hat, der Rudelführer alias Chef als solches akzeptiert wurde und sich der Rest den Arbeitsbedingungen angepasst und mit den Zielen identifiziert hat, gibt es nun eine Generation, die dies nicht mehr tut. Sie machen ihre eigenen Regeln und verlangen, dass diese akzeptiert werden. Andernfalls arbeiten sie nicht.
Mich persönlich bringen die unter 30-jährigen Arbeitnehmer mittlerweile nicht mehr nur zum Kopfschütteln, sondern überspitzt gesagt auch etwas zur Verzweiflung. Sie wollen nicht mehr als 30 Stunden arbeiten, dafür
jedoch den Lohn eines 60-Jährigen erhalten, der seit Anbeginn eine 40 Stunden Woche + Überstunden leistet. Home-Office Tage sind Pflicht und Arbeiten am Samstag ohnehin verpönt. Die Aussicht auf eine Führungsposition lässt sie eher erschaudern als anspornen, denn Verantwortung ist nicht ihr Ding. Sie
lassen sich nichts lernen, schauen sich nichts ab, denn sie wissen doch schon alles und das meist besser. Kritik, die sie voranbringen soll, wird als Beleidigung angesehen und zum Kündigen auch schon mal Mama vorangeschickt.
Ich möchte nicht alle über einen Kamm scheren, aber leider zeichnet sich der Großteil durch ein Verhalten aus, dass sich deutlich von jenem anderer Generationen unterscheidet.
Doch wieso ist dies so?
Haben wir als Eltern versagt und eine Generation herangezogen, die keinen Finger krumm machen möchte?
Meinen sie ohnehin genug zu erben, sodass sie ihr Leben genießen können und nicht (schwer) arbeiten müssen?
Oder verstehen sie das Leben schlichtweg besser als wir? Haben sie womöglich im Gegensatz zu uns erkannt, dass Arbeit und Geld nicht die Dinge sind, die am Ende aller Tage zählen? Sondern, dass es die Tage sind, die wir in vollen Zügen genossen haben?
Wenn wir es nicht schaffen die Jungspunde in unser Rudel zu locken und zu integrieren haben wir massiv mit Nachfolgeproblemen zu kämpfen. Viele Posten, die nicht nachbesetzt werden können, spiegeln dies im ganzen
Land jetzt schon wider.
Wie sprecht ihr die jungen Menschen bei der Mitarbeitersuche an? Was hebt ihr bei Stellenausschreibungen hervor? Wie schafft ihr es die Bedingungen der jungen Generation zu erfüllen? Auf welchen Konsens habt ihr euch geeinigt? Welche Erfahrungen habt ihr generell mit jungen Menschen in eurem Arbeitsumfeld gemacht?
Als Abschlussanekdote möchte ich noch eine Büroordnung von Mitte 1900 anführen:
Das Personal braucht jetzt nur noch an Wochentagen zwischen 8 Uhr vormittags und 6 Uhr nachmittags anwesend zu sein.
Der Sonntag dient dem Kirchgang.
Es wird von jedermann die Ableistung von Überstunden erwartet, wenn das Geschäft sie begründet erscheinen lässt.
Der dienstälteste Angestellte ist für die Sauberkeit der Büros verantwortlich. Alle Jungen und Junioren melden sich bei ihm 40 Minuten vor dem Gebet und bleiben auch nach Arbeitsschluss zur Verfügung.
Außerdem wird empfohlen in Winterzeiten täglich 4 Pfund Kohle pro Personalmitglied mitzubringen.
Während der Bürostunden darf nicht gesprochen werden. Die Einnahme von Nahrung ist zwischen 11.30 Uhr und 12.00 Uhr erlaubt. Jedoch darf die Arbeit dabei nicht eingestellt werden.
Der Kundschaft und Mitgliedern der Geschäftsleitung ist mit Ehrerbietung und Bescheidenheit zu begegnen.
Jedes Personalmitglied hat die Pflicht, für die Erhaltung seiner Gesundheit Sorge zutragen. Im Krankheitsfalle wird die Lohnzahlung eingestellt.
Zum Abschluss sei die Großzügigkeit dieser neuen Büro-Ordnung betont. Zum Ausgleich wird eine wesentliche Steigerung der Arbeit erwartet.
Quelle: tecteam.de/bueroordnung-mitte-1900
Dass sich seither vieles zum Positiven entwickelt hat steht wohl außer Frage, doch sind wir in der heutigen Zeit ebenfalls auf dem richtigen Weg?
Und nun Feuer frei!
Sagt uns eure Meinung zur Zusammenarbeit und Inklusion der jungen Generation an Arbeitskräften!
Eure Nina Schulmeister
Ich finde auch, dass in vielen Bereichen die Zusammenarbeit der „Jungen“ mit den „Alten“ oder „Angestellten“ mit dem „Chef“ nicht mehr so richtig funktioniert. Viele wollen einfach nicht und eine work/live balance wird zu live und ein bisschen work balance auf schiefer Ebene. Es gibt aber auch Ausnahmen und speziell jetzt aktuell für die Einrichtungsbranche. Ich spreche hier die kika/leiner Problematik an. Es mag sein, dass nach der neuerlichen Pleite wieder eine „Sanierung“ folgt. Gefühlt bis kurz vor Weihnachten im kommenden Jahr. Für den Einrichtungsfachhandel sehe ich hier eine Chance. Es gibt sicherlich genug Mitarbeiter:innen, die gerne arbeiten und auch über entsprechendes Know-how verfügen und vor allem nicht wirklich an eine nachhaltige Weiterführung der Krücke kika/leiner glauben. Also; das könnte eine Minderung des Facharbeiter:innen Mangels in den Einrichtungsstudios bringen. Ein Tipp: Posten Sie Ihre Stellenangebote auf den entsprechenden Plattformen oder suchen Sie den direkten Kontakt zu den Leuten (über die Betriebsräte zum Beispiel).
Gerhard Habliczek